Schon drei Jahre hintereinander triff sich die Slowakei mit der Schweiz (Foto: iihf.com) in der Hauptrunde Junioren-WM. Vor zwei Jahren zerstörten die Helvetier im tschechischen Třinec die Auswahl mit einem Doppelkreuz auf der Brust 7:2. Zwölf Monate später haben sich die Slowaken zurückgezahlt und gewannen knapp 1:0. Am 30. Dezember 2021 steht ein drittes Duell auf dem Plan, der darüber entscheiden dürfte, welches Land der zweite Welt Klasse in die Top Acht kommt. “Unser Hauptziel ist das Viertelfinale, der Erfolg wird das Halbfinale sein”, sagte Michael Liniger (42), Trainer des zweithöchsten Ligas des Grasshopper Club Küsnacht Lions und Assistent von Patrick Fischer beim letzten Schweizer Cup in Visp.
Derzeit besteht das Schweizer Team aus 27 Namen und nur zwei Spieler werden die Runde verlassen. Fünfzehn Spieler sind aus dem Jahrgang 2002, elf aus dem Jahrgang 2003 und ein einziger Kämpfer wurde 2004 geboren und das ist das große Talent Lian Bichsel. Wie stark ist diese Mannschaft im Vergleich zu den drei vorherigen, die an den letzten Weltmeisterschaften teilgenommen haben (2019 war es der vierte Platz, 2020 Viertelfinale und 2021 vorletzter neunter platz, anm. d. red.)
„Ich finde die Auswahl etwas besser als letztes Jahr. Es gibt einige Spieler im Kader, die letztes Jahr bei der WM waren und dort wertvolle Erfahrungen gesammelt haben. Deshalb denke ich, dass sie etwas stärker sind als noch vor einem Jahr. Jungs möchten, dass sie ins Viertelfinale kommen, was nach meiner Meinung in ihrer Macht steht. Aber gleichzeitig habe ich gehört, dass die Slowaken dieses Jahr sehr gute Auswahl haben. Es wird nicht einfach für das helvetic Kreuz.”
Ursprünglich waren vier Torhüter nominiert. Doch Lucas Rötheli von der EVZ Academy ist der Einzige mit Erfahrung im Herrenhockey. Im Kader standen noch drei Torhüter: Kevin Pasche, Noah Patenaude, Loic Galley. Wer wird die Nummer Eins im Torraum sein?
“Ich glaube Kevin Pasche vom junior United States Hockey Leauge, weil Noah Patenaude irgendwie verletzt ist. Rötheli ist noch nicht nach Kanada gereist, er hat eine Gehirnerschütterung.”
Es ist wahrscheinlich, dass alle neun nominierten Spieler in der Abwehr bleiben werden. Wer ist das Rückgrat des Kaders?
„Trotz der junge Alter Lion Bischel. Er soll die Führungsrolle im Team übernehmen. Und ich hoffe, Naoh Meier von meinem GC Küsnacht Lions auch. Ich glaube, dass die Trainer ihm viel Zeit auf dem Eis geben werden, denn er hat die Qualitäten, sich auf dieser Stufe durchzusetzen.“
Kein einziger Stürmer hat in der laufenden Saison einen kanadischen Punkt pro Spiel. Am nächsten zu dieser Zahl ist Lorenzo Canoniza, der in der QMJHL in 29 Spielen 27 Punkte erzielte. Joel Henry vom GC Küsnacht Lions hat solide Statistiken. Auch Keanu Derungs von der WHL. Simon Knak ist der Einzige, der regelmäßig in dem höchsten Niveau der National League antritt. Zu den vieren würde ich Joel Henry und Marlon Graf von seinen Küsnacht Lions hinzufügen. Sind das die Schlüsselpersonen des Angriffs?
„Die mit Abstand wichtigste Persönlichkeit in der Offensive ist der Davoser Simon Knak. Er spielt auf höchstem Niveau und präsentiert sich dort mit guten Leistungen. Joel Henry ist auf dem Eis ein exzellenter und sehr intelligenter Stürmer, aber bei ihm ist auch die Frage der Anpassung an andere Spielfeld Großen, was wegen seiner kleinen Statur noch schwieriger sein wird. Aber ich vertraue ihm sehr, gleich wie Marlon Graf auch. Allerdings muss ich hinzufügen, dass die Schweizer Nationalmannschaft auf die Leistungen der nordamerikanischen Spieler angewiesen ist (vor endgültige Nominierung waren zehn in der Aufstellung). Sie haben Erfahrungen mit Übersee-Eishockey bei einer ganz anderen Intensität.”
Wie stark ist der Angriff im Vergleich zur Abwehr und den Torhütern?
“Ich kann die Torhüter nicht ganz objektiv bewerten, aber die Wahl von Trainer Marco Bayer hat ein ausgeglichenes Team in Front- und Rückspiel. Die ersten vier Verteidiger sind auf einem sehr guten Niveau. Mit den Nummern fünf, sechs, sieben und höher es ist ein bisschen schlimmer und etwas ähnliches ist im Angriff. Die erste zwei Angriffe sind sehr gut, die nächste zwei sind weniger gut.”
Von 27 Namen hat genau die Hälfte der Jugendlichen Erfahrung mit dem zweithöchsten Swiss League. Welches Niveau hat diese Plattform?
„Sehr junge Spieler spielen darin gegen deutlich Ältere und es ist sehr vorteilhaft für die Teenager, da es körperlich anstrengend ist als eine Junior League. Die Intensität der Duelle ist ziemlich hoch, aber Eishockey ist weniger taktisch fortgeschritten und ein bisschen wild. Manchmal trainieren die Männer der Zürich Lions bei uns, und dann ist klar, dass es ein weiter Weg in die oberste National-League ist. Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Liga professionell ist, aber nicht auf dem allerhöchsten Niveau. Die Junioren-Weltmeisterschaft hat ein hohes Tempo, dennoch können sich Spieler der Swiss League bei diesen Events durchsetzen, da sie in den einzelnen Mannschaften oft eine Schlüsselrolle spielen. Zum Beispiel Joel Henry, der „mein“ Team zu den Siegen führt, und Marlon Graf, der Powerplay und Penalty killing spielt. Beide können diese Erfahrung zur WM bringen. Aber wie gesagt, die Frage ist nur, wie sich die europäischen Spieler an eine andere Spielfeldgröße anpassen.”
Sie sind seit drei Jahren Cheftrainer des GC Küsnacht Lions. Dieser Verein gilt als einer der besten Spieler in der Spielerentwicklung des Landes. Wie viele Spieler haben sie in den Jugendkategorien und was machen sie besser als andere Teams in der Schweiz?
“Wir haben siebenhundert Spieler und wir sind die größte Hockey-Organisation des Landes. Entscheidend war, dass sich in der Vergangenheit mehrere Vereine zusammengeschlossen haben: Zürich Lions, GCK Küsnacht Lions, EHC Dübendorf. Deshalb sind wir sehr breit aufgestellt mit progressiver Pyramide. Leider armer Simon Schenk, der alles angefangen hat und dieses Konzept auf den höchsten Standard im Land gehoben hat. Neben uns arbeiten zum Beispiel sehr gut mit Talenten in Zug (sie haben eine Akademie für 90 Millionen Euro, anm. d. red.). Gleiche Wichtigkeit, die wir den Kindern geben, müssen wir auch an der Ausbildung der Trainer erteilen, damit Coaches eine qualifizierte Ausbildung für den Nachwuchs vorbereiten können.“
Wie viele Menschen verfolgen die Junioren-Weltmeisterschaften in einem Land mit achteinhalb Millionen Einwohnern?
“Da die Spiele durch die tiefe Nacht spielen werden, werden sie nur von den treuesten Fans im Fernsehen verfolgt. Die U20-Weltmeisterschaft ist ein Nebenprodukt bei uns, es hat keine bedeutende Stellung und betrifft nicht breiten Kreis von Menschen. Der Spengler Cup in Davos wird in gleichen Termin gespielt (am Tag vor dem start abgesagt) und der hat bei Öffentlichkeit gröbere Interesse. Media haben sich nach dem Erfolg in 2018 (Silber) viel mehr für die Meisterschaften der Männer interessiert, die im Mai ausgetragen werden.”
Was wird der Erfolg des Teams, das vor einem Jahr in den vorletzten neunten Platz bei der Junioren Weltmeisterschaft in Edmonton beendete?
“Die Basis ist der Einzug ins Viertelfinale. Aber ich habe die große Hoffnung, dass die Auswahl ein noch besseres Ergebnis erzielen kann und das sie bis ins Halbfinale vordringt. Wenn man in einem so kurzen Turnier weit kommen will, braucht es mehr Engagement. Man muss ein glück haben und eine starke kollektive Leistung erbringen. Alles ist möglich, wenn die positive energie erzeugst und die Tatsache, dass alle in eine Richtung gehen und ihre Rolle im Team annehmen. Ich glaube, dass alles dieses zum Jahreswechsel die Schweizer Nationalmannschaft betreffen wird.”
Welche Richtung geht Eishockey in einem der reichsten Länder der Welt?
“Ausstrahlung der Herren-Nationalmannschaft ist jetzt sehr stark. Unser Land ist in Kantone unterteilt, in denen Hockey sehr beliebt ist, und in Teile, in denen Hockey nicht so beliebt ist. Dies gilt zum Beispiel für Visp, wo das letzte internationale Turnier. Unsere Cheftrainer Patrick Fischer hat angefangen etwas Großes zu aufzubauen und möchte, dass sich mehr Leute für Eishockey interessieren. Ja, wir sind ein bisschen auf dem Weg zu einer eigenen Hockey-Identität zu bekommen. Wir suchen einen Weg, wie wir und präsentieren wollen und was wir voneinander erwarten können. Wir versuchen schnell zu spielen mit hoher Intensität. Es gelingt uns, auch wenn es nicht immer einfach ist.”
Olivier Roschi, ehemaliger Torhüter und heutiger Trainer von Junioren Fribourg Gottéron, verriet mehr über die Schweizer Torhüter.
“Ich denke, Kevin Pasche (USHL) wird als Nummer Eins im Schweizer Tor starten. Er ist ein sehr talentierter Torhüter, der eine große Zukunft vor sich hat. Er ist ein sehr ruhiger Typ, der das Spiel lesen kann, gute Reflexe hat und gekonnt mit dem Schlager arbeitet. Er ist Torhüter, der versucht, alle Schüsse zu sehen und die Pucks vom ersten Schuss fangen. Leider ist er nicht zu groß (176 cm), was sein Nachteil ist. Noah Patenaude (QMJHL) und Loic Galley (Fribourg Gottéron Junior) sind auch sehr talentierte. Loic Galley (Junior Fribourg Gottéron) ist ist ein vielversprechender Torhüter. Ich denke es wird interessant, die ersten Spiele der Veranstaltung zu sehen, weil es im Team keine klare Nummer Eins im Torraum gibt. Ich könnte mir Vorstellen dass es eine Überraschumg im Schweizer Tor gibt. Ob es Patenaude oder Galley sein wird, bleibt offen. Nur eine Mannschaft mit guten Torwartleistungen kann auf diesem Niveau erfolgreich sein.”